STADT AUFMÖBELN
STADT AUFMÖBELNWo früher Autos fuhren, ist nun ein kinderfreundlicher Platz mit Sitzmöglichkeiten vor der Schule. © zwoPK
Verortung
Schulgasse 57, 18. Bezirk Wien
Zeitraum
2018-2019
Größe
Straßenraum vor der Volksschule (ca. 450m2), sowie Teile im angrenzenden Schubertpark (ca. 650m2)
Akteur*innen
zwoPK Landschaftsarchitektur (Projektleitung), Greenlab, Volksschule Schulgasse, Bezirksvertretung 18. Bezirk, MA19 – Architektur und Stadtgestaltung, MA28 – Straßenverwaltung und Straßenbau, MA42 – Wiener Stadtgärten
Besitzverhältnisse
Stadt Wien
Rechtliche Rahmenbedingung:
Von der Stadt initiiertes Projekt, mit partizipativer Planung
Finanzierung
18. Wiener Gemeindebezirk
Noch vor wenigen Jahren war der öffentliche Raum vor der Volksschule in der Schulgasse in Währing (18. Wiener Gemeindebezirk) nichts Besonderes: ein schmaler Gehsteig – vor dem Eingangstor etwas breiter und zur Straße hin mit einem Prellzaun abgegrenzt. Der benachbarte Schubertpark war durch einen niedrigen Stabilgitterzaun und durch Sträucher von der Schule abgetrennt und nicht zugänglich. Immer wieder gab es von Seiten der Schulleitung wie der Elternvertretung Bemühungen, den Schulvorplatz verkehrsberuhigt umzugestalten. Mit der Einführung des Parkpickerls im Herbst 2016 und dem damit verbundenen neuen Verkehrskonzept für den 18. Bezirk schien der passende Moment gekommen. Im Auftrag der Bezirksvorstehung wurde ein partizipatives Planungsverfahren gestartet. Zu Sommerbeginn 2017 errichtete das Landschaftsarchitekturbüro zwoPK einen temporären, mobilen Schulvorplatz. In mehreren Workshops mit Schüler*innen und durch Befragungen von Anrainer*innen wurden Ideen gesammelt. Daraus entstanden zwei Varianten für die künftige Umgestaltung der Straße, die im September 2017 vor Ort erprobt wurden: Für einen Tag wurde die Straße als Einbahn deklariert; an einem anderen Tag wurde sie für den Autoverkehr gesperrt. Durch das prototypische Ausprobieren der Entwürfe gelang es dem Team von zwoPK die theoretischen Überlegungen zur Umgestaltung auf eine praktische Ebene zu heben. Die Möglichkeiten, sich vor Ort zu informieren und Rückmeldung zu den zwei Vorschlägen zu geben, wurden von vielen Menschen genutzt. Am Ende des Beteiligungsprozesses fiel die Entscheidung für die verkehrsberuhigte Variante. Heute ist vor der Schule keine Straße mehr, sondern ein autofreier, kinderfreundlicher Platz mit vielen Verweilmöglichkeiten. Der ehemalige Zaun zum Park hin wurde durch eine lange Holzbank ersetzt – die Sitzmöglichkeiten für wartende Eltern aber auch Spielraum und Bewegung für Kinder bietet. Damit entstand eine Öffnung beziehungsweise sichere Verbindung von der Schule zum angrenzenden Schubertpark, der mit Holzpodesten und Balancierbalken ausgestattet wurde, auf denen die Kinder sitzen, turnen und liegen können. Eine Gruppe von Anrainer*innen betreut die eigens gebauten Hochbeete im Park. Der neu gewonnene, autofreie Platz wird nicht nur von den Schulkindern sondern von verschiedenen Nutzer*innengruppen aus der Nachbarschaft angenommen.
Die neuen Sitzmöglichkeiten vor der Schule werden auch von der Nachbarschaft gut angenommen. © zwoPK
Die neuen Hochbeete sind ein Mehrwert für die Nachbarschaft. Sie werden von Anrainer*innen betreut. © zwoPK
Die Holzbalken erlauben viele Nutzungsmöglichkeiten: Sitzen, Liegen, Balancieren, Klettern – alles was Kindern gefällt. © zwoPK
Wartende Eltern können sich vor der Schule austauschen. © zwoPK
Ein wichtiger Schritt für das Projekt war das direkte Ausprobieren: Wie verändert sich die Situation in der Schulstraße, wenn diese für Autos teilweise beziehungsweise ganz gesperrt wird? Gerade in partizipativen Projekten kann dies ein hilfreiches Werkzeug sein.
„Was fehlt dir in deiner Nachbarschaft?“ Nur die wenigsten können auf diese Frage ad hoc eine Antwort geben. Oft kommen Wünsche, die nicht realisierbar sind. Ein Workshop kann dabei helfen, neue Sichtweisen auf Räume zu gewinnen.
In politischen Entscheidungen der Stadtgestaltung muss man sich manchmal für eine Gruppe entscheiden. Im Fall der Schulstraße fiel die Entscheidung zu Gunsten der Kinder anstelle der Autofahrer*innen, da in der Nachbarschaft nun weniger Parkplätze vorhanden sind.
Das Design des Mobiliars lässt mehr als nur eine Nutzung zu. Die Möbel eignen sich zum Sitzen, Spielen, Liegen, Turnen, etc. Eine derartige Offenheit im Design ermöglicht es, dass ganz unterschiedliche Gruppen den neu gestalteten Platz annehmen.
Soziale Verantwortung: Die Möbel wurden von Greenlab gebaut – eine Initiative, die erwerbslose Jugendliche an den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt heranführt. Dabei werden neben handwerklichen Fähigkeiten auch soziale Kompetenzen vermittelt.
Die Abgrenzung des Projektgebiets war nicht von vornherein punktgenau definiert. Zunächst wurde nur über die Umgestaltung des Straßenraums nachgedacht. Im Laufe des Projekts stellte sich heraus, wie wichtig eine Anbindung an den angrenzenden Park und entsprechende Veränderungsmaßnahmen sind.
„In diesem Projekt fanden mehrere Workshop-Nachmittage statt, an denen wir versucht haben, die Kinder Schritt für Schritt an das Gebiet heranzuführen. Wir haben ihnen spielerisch ein paar Grundlagen zu den Themen Straßen- und Parkfreiraum vermittelt und sind mit ihnen im Projektgebiet herumgegangen. Wir haben sie aufgefordert, spannende Orte im Park zu finden, an denen man sich verstecken kann oder die gut einsehbar sind. Sie haben Bilder gemacht und Zweier-Übungen, bei denen einer den anderen mit verbundenen Augen herumführt. So entstanden verschiedene Momentaufnahmen vom Park. Es geht dabei um Raumwahrnehmungen und -erfahrungen. So versuchen wir zu definieren, welche Dinge gut funktionieren und welche fehlen. Auf diese Weise kann man sich einer komplexen Fragestellung annähern. Eine Gruppe völlig willkürlich nach ihren Wünschen zu fragen erscheint mir sinnlos. Da kommen dann Vorstellungen wie Fußballplatz, Swimmingpool oder Riesenrutsche. Aber solche Dinge sind am Schulvorplatz nicht realisierbar. Dafür wäre das auch der falsche Ort.“ (Interview mit Helge Schier am 31.03.2020)
„Es gibt kein Rezept für Beteiligungsprozesse. Aus meiner Erfahrung geht es primär darum, dass sich die Beteiligten auf das Projekt einlassen. Dass sie davon überzeugt und bereit sind, Energie in das Projekt zu investieren. Wie gut ein Projekt gelingen kann, hängt von der Initiative ab, von den einzelnen Referenten und natürlich dem Bezirk. Wir haben schon beides erlebt, manchmal gibt es ganz klare Vorstellungen der Stadtverwaltung, in welche Richtung ein Projekt gehen soll – mit sehr wenig Spielraum – und manchmal sind die Vorgaben viel weicher und ergebnisoffener. Gerade in den letzten Jahren habe ich erlebt, dass dieses Zusammenspiel mit der Stadt immer besser wurde, wir konnten Dinge ausprobieren, die vor fünf Jahren nicht denkbar waren. Das Projekt hat schnell Fahrt aufgenommen – auch weil die Kooperation mit den einzelnen Referenten der Magistratsabteilungen so gut lief und uns die Bezirksvorstehung unterstützt hat. Keiner ist auf die Bremse gestiegen. Im Endeffekt waren alle einverstanden, dass der Planungsprozess gestartet wird, ohne vorab die genauen Bearbeitungsgrenzen des Projektgebiets festzuschreiben. Das war keine einfache Situation – denn wir befanden uns ja teilweise im Graubereich der Zuständigkeiten – Gehört diese Fläche noch zur Schule?, Ist das schon Park (MA42)?, etc. Dass es da diese große Offenheit gab, hatte ich zuvor in Wien noch nie erlebt. Es war so, wie man es sich eigentlich wünscht: Wir haben eine gute Idee, wir wollen etwas machen und die Akteur*innen waren alle offen für den besten Lösungsansatz.“ (Interview mit Helge Schier am 31.03.2020)
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