STADT AUFMÖBELN
STADT AUFMÖBELNDie temporäre „Besetzung“ von Räumen ist ein Weg, um beispielhaft zu zeigen, dass alternative Arten zu leben, zu denken und die Stadt zu organi-sieren, möglich sind. © Communa
Verortung
Brüssel (Belgien)
Zeitraum
seit 2013
Größe
Ca. 15 Standorte (Projekte) in Brüssel
AkteurInnen
Das Team von Communa besteht aus Jurist*innen, Journalist*innen, Medienmacher*innen, Community-Expert*innen und Künstler*innen
Lokale Organisationen
Nutzer*innen und die Nachbarschaft
Besitzverhältnisse
Die leerstehenden Gebäude bleiben im Eigentum der Eigentümer*innen; Communa verhandelt für die Nutzer*innen Zwischennutzungsverträge aus
Finanzierung
Öffentliche Fördergelder, Mitgliederbeiträge, Crowd-Funding-Kampagnen
Links
www.communa.be
Communa ist eine gemeinnützige Organisation, die 2013 von fünf Studierenden in Brüssel gegründet wurde, um Leerstände durch Zwischennutzung zu beleben. Aktuellen Schätzungen zufolge stehen in der belgischen Hauptstadt 15.000 bis 30.000 Wohneinheiten leer. Gleichzeitig herrscht ein Mangel an räumlichen Ressourcen – insbesondere an leistbarem Wohnraum und Räumen für die Nachbarschaft. Der Verein Communa reagiert auf diese Diskrepanz, in dem er leerstehende Gebäude findet, saniert und Raumsuchenden temporär zur Verfügung stellt. Geboten werden Unterkünfte (kollektives Wohnen und Integration durch Wohnen um dringenden Wohnraumbedarf zu decken) und Raum für soziale, kulturelle, künstlerische und sozialwirtschaftliche Projekte. Die Zusammenführung verschiedener Nutzungen unter einem Dach erleichtert das Zusammentreffen von Menschen, die Bündelung von Ressourcen und die Umsetzung gemeinsamer Projekte. Der jeweilige Standort wird von den lokalen Organisationen und/oder Bewohner*innen im Kollektiv verwaltet. Communa begleitet die Gemeinschaft mit standortzuständigen Teams. Im Kollektiv werden die Rahmenbedingen beschlossen, die Wünsche und Bedürfnisse der Nachbarschaft aufgreifen. Finanziert werden die Projekte durch öffentliche Gelder, Beiträge der Nutzer*innen selbst (solidarische Mindestkostenbeiträge für die Erhaltung der Räume) und Erträge aus Crowd-Funding Kampagnen. Die Projekte unterliegen stets den von Communa festgelegten Prinzipien: ressourcenschonendes Arbeiten, soziales Engangement, Integration vorhandener Nachbarschaftsstrukturen, radikale Inklusion durch zugängliche Gestaltungsprozesse und die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Projekten als kollektive Intelligenz. Das Endprodukt sind selbst-initiierte, gemeinschaftliche „Ökosysteme“, die den sozialen Faktor auch nach dem Ende der Zwischennutzung aufrechterhalten.
In Brüssel gibt es Schätzungen zufolge mehr als 6 Millionen Quadratmeter leerstehender Gebäudeflächen. © Communa
Communa stellt Räume und Vernetzungsstrukturen zur Verfügung; die einzelnen Projekte verwalten und organisieren sich selbst. © Communa
Durch das Bündeln von Ressourcen und den im Kollektiv vorhandenen Fähigkeiten möchte Communa zu einer leistbaren, demokratischen, widerstandsfähigen und kreativen Stadt beitragen. © Communa
Das Ziel von Communa ist es, Transitional Urbanism als vollwertiges Instrument der Stadtplanung durchzusetzen und eine partizipative Architektur zu fördern, die auf konkreten Erfahrungen aufbaut.© Communa
Der Name Communa nimmt Bezug auf die Hausbesetzer*innenbewegung, den städtischen Kibbuz, das Konzept der Commons und ganz allgemein auf den Begriff der Gemeinschaft. Sie alle haben die Vergemeinschaftung von Ressourcen und das Arbeiten im Kollektiv gemeinsam, um alternative Wege der Organisation und des Zusammenlebens auszuprobieren.
Vom leerstehenden Gebäude zur (Re-)Aktivierung: Communa sucht aktiv in der Stadt nach Leerstand oder geht Vorschlägen der Stadtverwaltung nach. Die Art und Dauer der Zwischennutzung variiert jedes Mal. Im Durchschnitt schließt Communa Nutzungsverträge für einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren ab.
Partizipativer Urbanismus: Die Nutzungen werden im Austausch mit Nachbar*innen und lokalen Vereinen entwickelt. Es geht darum, die Themen zu identifizieren, auf die eine temporäre Besetzung reagieren kann, und ein Programm zu erstellen, das auf den Stadtteil abgestimmt ist. Den Bürger*innen soll die Möglichkeit gegeben werden, sich an der Gestaltung ihrer Stadt zu beteiligen.
Communa kümmert sich darum, die Räume zu sanieren und auf den neuesten Stand zu bringen, ihre Bewohner*innengemeinschaften bei der kollektiven Verwaltung des Ortes zu begleiten und einen Dialog zwischen den verschiedenen Interessengruppen (Eigentümer, Gemeinde, lokale Vereine, Nachbar*innen) zu schaffen.
Etwas Neues aus Vorhandenem schaffen: Ungenutzte Gebäude werden aufgewertet, mit recycelten Materialien saniert und das Potential bestehender Architektur wiederentdeckt. Durch ein hybrides Wirtschaftsmodell, das auf einer Vielfalt von Finanzierungsquellen basiert, erreicht der gemeinnützige Verein Communa maximale Autonomie.
„Wir haben zunächst in unserer kleinen Gruppe Häuser für uns selbst gesucht, in denen wir arbeiten und Projekte initiieren können. Communa hat dann damit begonnen, dass wir gemerkt haben, dass es unzählige leerstehende Häuser gibt und gleichzeitig einen großen Bedarf an gemeinsamen Nutzungsmöglichkeiten. Die Stadtverwaltung zeigte schnell Interesse an unserer Idee, aber sie hatten nicht daran geglaubt, dass es wirklich funktioniert. Mittlerweile stehen sie unseren Aktivitäten aber sehr positiv gegenüber. Es gibt natürlich immer Spannungen, weil man immer abwägen muss, wie man unabhängig bleiben kann. Wir sind eine Non-Profit Organisation. Das heißt, dass wir aus unseren Projekten keinen Gewinn machen.“ (Maxime Zaït, 13.02.2020)
„Wir handeln uns Verträge mit den Besitzer*innen aus, in denen geklärt wird, wie lange und wie wir den Leerstand nutzen können. Meistens schaffen wir es, dass wir sehr wenig Auflagen beachten müssen. Die Personen bleiben weiterhin im Besitz der Häuser. Weil unsere Nutzung zeitlich begrenzt ist, gibt es meist – abgesehen von ein paar Sicherheitsstandsards, die jedes Gebäude erfüllen muss – kein großes Regelwerk in der Nutzung. Die Renovierungsarbeiten werden daher so minimal wie möglich gehalten. Für die Nutzer*innen ist die Zwischennutzung eine Art Spielwiese. Sie haben eine Idee und können ausprobieren, ob sie funktioniert, ohne dass sie ein großes Kostenrisiko haben. Deshalb trauen sie sich mehr und können kreativer sein. Unser Ziel ist es, unsere Bemühungen über den temporären Zeitraum hinaus zu verlängern: entweder durch die Beeinflussung zukünftiger Projekte für die besetzten Gebäude, oder indem wir durch kollektive Aneignung zu Verwaltern der Räume werden. Wenn die Projekte in den Gebäuden gut laufen und es Sinn macht, diese weiterzuführen, dann versuchen wir auch die Gebäude zu kaufen. Wenn nicht, dann muss sich das einzelne Projekt einen anderen Standort suchen und wir helfen ihnen dabei. Für die Nutzer*innen ist es aber wie gesagt auch eine gute Möglichkeit, die Zwischennutzung als Testphase anzusehen. Wenn es gut läuft, haben sie dann die Möglichkeit auf dem regluären Markt weiterzumachen“ (Maxime Zaït, 13.02.2020)
„Natürlich gibt es bei Partizipationsprojekten auch Herausforderungen. Es ist nicht einfach, Nachbarschaften zu mobilisieren. Die tatsächlichen Nachbarschaften sind selten sehr aktiv. Am besten funktioniert es, wenn man mit lokalen Organisationen, die es bereits in der Nachbarschaft gibt, zusammenarbeitet. Die kennen die Menschen und sind mit ihnen vernetzt. Es ist wichtig, die Partizipationsmöglichkeiten klar zu kommunzieren. Die Menschen müssen wissen, was geht und was nicht. Der Rahmen muss gut abgesteckt sein, um Missverständnisse zu vermeiden. Ein guter Tipp ist es, die Kinder nicht zu vergessen. Eltern mit Kindern sind meist egagiert und haben Interesse an Aktionen teilzunehmen. Deshalb arbeiten wir viel mit Kindern zusammen. Glückliche Kinder bedeuten glückliche Eltern.“ (Maxime Zaït, 13.02.2020)
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